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Liebe Interessenten und Interessentinnen an der
"Lebendigen Liebe", liebe Paare!
Lange gab es keinen Newsletter mehr von uns. Jetzt möchten
wir die Fahrt wieder aufnehmen und regelmäßig mit Texten über Liebe und
Beziehung Anregungen geben, damit die Liebe gelingen kann.
Auch können nach den Covid-19 Verordnungen jetzt wieder die
ersten Workshops für Paare stattfinden. Hinweise dazu gibt es wie immer am
Ende dieses Newsletters!
Heute geht es um eine besondere Art der Wunschmitteilung,
nämlich den Vorwurf!
Vorwürfe sind verunglückte Wünsche
Wer kennt diese Gedanken nicht: "Ich möchte dir wehtun und
dich beschimpfen! Ich möchte dir sagen, was du alles nicht machst, falsch
machst oder was du mal wieder verbaselt hast." Viele Partner stellen sich
in solchen Momenten auch mal die Frage: "Warum bin ich nur so wütend auf
dich?" und "Warum kannst ausgerechnet Du, mein Lieblingsmensch, mich so
gut auf die Palme bringen, mich so wütend oder so traurig machen?" Wir
versuchen eine Antwort.
1. Beziehungen sind
wichtig!
Beziehungen gewinnen eine immer größere Bedeutung im
individuellen und gesellschaftlichen Leben - und das nicht erst seit der
Corona-Pandemie. Viele Menschen in Liebesbeziehungen leben in
der Illusion, dass sich in der Zweisamkeit "alles" erfüllen wird, was dem
Einzelnen wichtig ist. Die Folge ist, dass die Beziehung mit sehr hohen
Erwartungen und Ansprüchen überflutet wird. Doch es ist fast
unmöglich, dass alle Wünsche erfüllt werden und dass wir immer ein
befriedigendes Gefühl in der Liebesbeziehung haben.
2. Enttäuschungen sind
unvermeidbar – wenn Wünsche nicht kommuniziert werden!
Erwartungen laden immer dann zu Enttäuschungen ein, wenn sie 1.
uns selbst nicht bewusst und 2. nicht kommuniziert werden. "Wenn Du mich
wirklich liebst, weißt Du, könntest Du wissen, dass es mir wichtig ist!"
ist der Glaubenssatz hinter der Enttäuschung der eigenen Bedürfnisse und
Wünsche. Hinzu kommt häufig, dass Wünsche zwar ausgedrückt werden, dass
die Partnerin oder der Partner aber noch gar nicht das Signal gegeben hat
"Ja, deinem Wunsch möchte ich entsprechen!" Zur Kommunikation über die
Wünsche in der Paarbeziehung gehört also nicht nur das Wünschen selbst,
sondern auch eine Art der Verhandlung, ob der Wunsch erfüllt werden möchte
- oder eben nicht.
3. Hinter jedem Wunsch
steckt ein Bedürfnis
Häufig haben wir verlernt unsere Bedürfnisse zu erkennen und
diese als echten Wunsch zu äußern. Ein Bedürfnis als Wunsch in Kontakt zu
bringen, ist manchmal gar nicht so leicht. Uns hält die Furcht zurück,
dass sie nicht erfüllt oder gar abgelehnt werden (und ich mich damit
abgelehnt fühle). Wenn dann durch diese Furcht hindurch mal ein Wunsch
geäußert wird, dann ist es gerade in der Partnerschaft nicht leicht, diese
Wünsche auf gute Art zu prüfen und ggf. auch nicht zu erfüllen. Vor lauter
Furcht vor der Ablehnung der eigenen Wünsche und Bedürfnisse, äußern wir
diese dann eben als Erwartung oder gar als Forderung, die zu erfüllen ist
– "Schließlich habe ich das Recht darauf!"
4. Einen neuen Umgang
finden
Nehmen Sie sich einen Moment Zeit und spüren Sie in den
letzten Streit in ihrer Beziehung: Worüber habe sie gestritten, welche
Vorwürfe sind hin- und herflogen, wie ist es ausgegangen? Können sie sich
erinnern, was ihr eigentliches Bedürfnis war? Haben sie es ausgesprochen?
Wir hätten da ein paar Vorschläge:
-
Setzen Sie sich zu zweit
gegenüber, jede*r mit einem Blatt Papier und einem Stift zum
Schreiben.
-
Legen Sie gemeinsam fest,
über welche Auseinandersetzung Sie sprechen möchten (Praxistipp: nehmen
Sie zu Beginn und zum Üben keine ganz schwere
Auseinandersetzung).
-
Überlegen Sie einmal für sich
selbst, was ihr eigentliches Bedürfnis gewesen ist, das letztlich zum
Streit geführt hat. Schreiben Sie es auf.
-
Drücken Sie Ihr Bedürfnis
schriftlich als Wunsch aus.
-
Jetzt gehen Sie in einen
Austausch:
-
Legen Sie fest, wer
beginnen möchte.
-
Lesen Sie Ihrer Partner*in
den Wunsch vor.
-
Die Partner*in hat nun die
Möglichkeit I. Sich zu bedanken, dass der Partner sich mit dem
Wunsch gezeigt hat. II. Zu sagen, wie er/sie den Wunsch
verstanden hat. III. Zu prüfen, ob er/sie den Wunsch erfüllen
möchte. IV. Wenn ja: eine Verabredung zu treffen, wann dies
passieren kann – oder: V. Wenn nein: Den Wunsch nicht zu
erfüllen und stattdessen den Wunsch gemeinsam so zu variieren, dass
eine Wunscherfüllung möglich wird (als Angebot, weil er/sie den Wunsch
so nicht erfüllen kann – und nicht, weil er das Bedürfnis des Partners
oder gar die Partnerin ablehnt.) Der/m Liebsten zu sagen, dass man
gerade diesen Wunsch nicht erfüllen mag ist auch ein Geschenk – das
Geschenk heißt Ehrlichkeit, Mut oder Selbstfürsorge.
-
Dann liest der andere das
Bedürfnis und den Wunsch vor.
5.
Zusammengefasst
Für die individuelle
Persönlichkeitsentwicklung der Partner ist es wesentlich, das eigene
Glücksgefühl nicht davon abhängig zu machen, dass mein*e Partner*in mir
meine Wünsche erfüllt! Das macht frei. Denken wir immer daran, dass mein*e
Partner*in nicht auf der Welt ist, damit ich glücklich bin.
Wünsche zu erfüllen, wenn sie aus
dem Herzen kommen, ist wunderschön! Wahrhaftig zu sein, ob ich einen
Wunsch erfüllen möchte oder nicht, ist ebenso wunderschön! Das
Wesentliche aber ist, den eigenen Wunsch hinter dem gemachten Vorwurf zu
erkennen!
Wir wünschen Ihnen eine spannende
Wunsch-Zeit!
Gerold Wehde & Claudia Budelmann
P.S. Wir
freuen uns, wenn Sie diese Informationen an Freunde, Partner
oder Verwandte weiterleiten. Vielen Dank! |
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